Du möchtest Dich rückwirkend krankschreiben lassen, weißt aber nicht, ob Du das darfst?
Wie funktioniert eine rückwirkende Krankschreibung überhaupt?
Wir haben für Dich alle relevanten Informationen gesammelt und klären über einige Irrtümer auf, für den Fall, dass Du Dich als Arbeitnehmer vom Arzt rückwirkend krankschreiben lassen möchtest.
Wann ist eine Krankschreibung wichtig?
Du hast Husten und Schnupfen? Vielleicht fühlst Du Dich einfach generell nicht wohl und musst das Bett hüten.
Wer krank ist, sollte sich direkt am ersten Krankheitstag am Arbeitsplatz beim Chef melden. Am besten, Du erledigst das telefonisch, damit sichergestellt wird, dass der Arbeitgeber Deine Mitteilung auch erhält.
Sobald Du das getan hast, sinkst Du sicher erschöpft in Deine Kissen zurück.
Jetzt trotz Krankheit aus dem Bett quälen und direkt eine Krankschreibung beim Arzt holen?
Was tun, wenn Du zu schwach bist oder Deine Arztpraxis gar keine Sprechstunde hat? Je früher Du Dir eine Krankschreibung holst, desto besser.
Generell schreibt der Gesetzgeber vor, dass Du erst eine Krankschreibung einreichen musst, wenn Du länger als drei Kalendertage krank bist. Spätestens an Tag vier sollte der Arbeitgeber also Deine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erhalten.
Allerdings kann es sein, dass Dein Arbeitgeber das Recht hat, schon früher eine Bescheinigung zu verlangen. Dazu findest Du in Deinem Arbeitsvertrag Richtlinien zum korrekten Vorgehen.
Um auf Nummer sicher zu gehen, hole Dir direkt am ersten Tag eine Krankschreibung. Am besten online!
Du warst noch nicht beim Arzt und hast die vom Arbeitsrecht oder Deinem Arbeitgeber festgelegte Frist verpasst? Nun kommt die rückwirkende Krankschreibung ins Spiel.
Ist eine rückwirkende Krankschreibung vom Arzt überhaupt erlaubt?
Generell gilt: Ärzte schreiben keine Krankschreibung rückwirkend. Sie müssen sich nämlich an bestimmte Arbeitsunfähigkeits Richtlinien (AU RL) halten, die sicherstellen, dass bei der Ausstellung von Krankschreibungen alles mit rechten Dingen zugeht. Arbeitsunfähigkeit sowie deren voraussichtliche Dauer darf erst ab dem Tag bescheinigt werden, an dem die Untersuchung stattgefunden hat und der betreffende Arzt den Patienten untersuchen konnte.
Da es verschiedene Situationen gibt, in denen es gar keine andere Möglichkeit gibt, sich als Beschäftigter direkt eine Krankschreibung zu holen, gibt es auch hier eine Ausnahme. Du kannst Dich also unter bestimmten Voraussetzungen als Arbeitnehmer einige Tage rückwirkend krankschreiben lassen.
Den Beginn der Arbeitsunfähigkeit auf einen vor Behandlungsbeginn liegenden Tag zu legen, ist nur dann möglich, wenn Du dem behandelnden Arzt nachvollziehbar und glaubhaft versichern kannst, dass Du zu Beginn Deiner Krankheit zu krank warst, eine Praxis aufzusuchen.
In absoluten Ausnahmefällen ist also eine Bescheinigung über das Bestehen der Arbeitsunfähigkeit sowie deren voraussichtliche Dauer auch rückwirkend möglich.
Natürlich gibt es auch hier einen bestimmten Zeitrahmen, in dem der Arzt eine rückwirkende Krankschreibung vornehmen kann:
Wie lange darf ein Arzt rückwirkend krankschreiben?
Als Arbeitnehmer kannst Du Dich maximal drei Tage rückwirkend krankschreiben lassen.
Diese Regelung besteht erst seit dem 4. März 2016. Zuvor waren es maximal zwei Tage, für die ausnahmsweise rückwirkend eine Krankschreibung ausgestellt werden durfte.
Es ist durch die Aktualisierung dieser Regelung nun dementsprechend unter Umständen auch möglich, eine Krankschreibung rückwirkend für das Wochenende zu erhalten.
Auch wenn Du Dich rückwirkend krankschreiben lässt, bist Du dazu verpflichtet, erneut einen Arzt aufzusuchen, wenn die Krankheit länger dauert als in der Krankschreibung vermerkt. Eine rückwirkende Krankschreibung schließt also eine Folgebescheinigung nicht aus. Eine solche Bescheinigung ist an dem Werktag erforderlich, der auf den letzten Tag der zunächst prognostizierten Arbeitsunfähigkeit folgt. Samstage gelten jedoch nicht als Arbeitstage.
Erst nach gewissenhafter Prüfung wird der Arzt Dir eine Bescheinigung über das Fortbestehen der Krankheit ausstellen.
Eine weitere interessante Info zum Thema rückwirkende Krankmeldungen:
Erfolgt die rückwirkende Krankschreibung während Du im Urlaub bist, dürfen Dir die jeweiligen Urlaubstage in der Regel nicht von Deinem Arbeitgeber abgezogen werden. Wenn Du Dich in so einem Fall rückwirkend krankschreiben lässt, wird der Urlaub Dir normalerweise wieder gutgeschrieben und Du kannst Dir zu einem anderen Zeitpunkt von Deiner Arbeit freinehmen.
Nun zu einer sehr wichtigen Frage für Dich als Arbeitnehmer:
Kann der Arzt eine rückwirkende Krankschreibung verweigern?
Wenn der Arzt Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Patienten hat und nicht überzeugt ist, dass der Patient an den vorangegangenen Tagen arbeitsunfähig war, kann er die Ausstellung einer rückwirkenden Krankschreibung verweigern. Es muss für den Arzt eindeutig erkennbar sein und eine klare Anzeige vorliegen, dass der Patient aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Arztpraxis erscheinen konnte.
Wenn Du keine Bescheinigung erhältst oder gar gänzlich darauf verzichtest, eine rückwirkende Krankschreibung einzureichen, können Dir schwerwiegende Konsequenzen drohen: Dein Arbeitgeber kann Dir tatsächlich gemäß des Entgeltfortzahlungsgesetzes EntgFG eine weitere Auszahlung Deines Gehalts verweigern, eine Abmahnung aussprechen oder Dir gar das Arbeitsverhältnis kündigen.
Also lass Vorsicht walten:
Wenn seit Deiner Erkrankung bereits eine Woche vergangen ist, ist es unwahrscheinlich, dass ein Arzt zustimmt, Dir rückwirkend ein Attest für eine weit zurückliegende Erkrankung auszustellen. In einem solchen Fall musst Du wahrscheinlich mit Konsequenzen seitens Deines Chefs rechnen.
Rückwirkende Krankschreibung – worauf sollte der Arbeitnehmer achten?
Wie viele Kalendertage hat der Arbeitnehmer Zeit, eine Krankmeldung einzureichen?
Du als Arbeitnehmer bist dazu verpflichtet, die rückwirkende Krankschreibung innerhalb von sieben Tagen dem Arbeitgeber und der Krankenkasse vorzulegen. Wenn der Arzt die Bescheinigung nicht ausstellt, der Arbeitnehmer aber in dieser Zeit nicht zur Arbeit erschienen ist, kann der Arbeitgeber den Lohn kürzen und eine Abmahnung aussprechen. In diesem Fall ist es am besten, direkt auf den Arbeitgeber zuzugehen und sich für die Nichtvorlage des Attestes zu entschuldigen. Dann kann die verzwickte Situation so schnell wie möglich geklärt werden.
Ab wann muss der Arbeitnehmer eine ärztliche Bescheinigung vorlegen?
Eine Krankmeldung ohne Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist nur an drei Tagen zulässig. Ebenso wie eine rückwirkende Krankschreibung ist das Attest spätestens an dem darauffolgenden Arbeitstag vorzulegen.
Wie Du siehst, ist es gar nicht so einfach, eine Krankschreibung rückwirkend zu erhalten. Sie kann nur in Ausnahmefällen vom Arzt ausgestellt werden. Um alle Punkte in diesem kleinen Ratgeber zusammenzufassen, haben wir einen kurzen FAQ-Bereich für Dich erstellt:
Rückwirkend krankschreiben lassen – Häufige Fragen
Lies hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Eckdaten zum Thema rückwirkende Krankmeldung.
Was bedeutet 3 Tage rückwirkend?
Maximal drei Tage rückwirkend krankschreiben bedeutet, dass Du seit des Beginns der Arbeitsunfähigkeit nur drei Tage Zeit hast, einen Arzt aufzusuchen um für Deinen Arbeitgeber eine Krankschreibung ausstellen zu lassen.
Wie lange rückwirkend kann ich mich krankschreiben lassen?
Seit 2016 darfst Du Dich nicht nur zwei, sondern sogar drei Tage rückwirkend krankschreiben lassen. Das funktioniert aber nur, wenn Du am ersten Tag und eventuell auch am zweiten Tag Deiner Krankheit nicht in der Lage bist, einen Arzt aufzusuchen. Wenn Du beispielsweise mit hohem Fieber im Bett liegst oder generell einfach zu schwach bist, eine Arztpraxis zu besuchen.
Kann man im Nachhinein ein Attest bekommen?
Du kannst im Nachhinein noch ein Attest bekommen, keine Sorge. Achte nur darauf, Deinem Arbeitgeber bereits am ersten Tag Deiner Erkrankung zu informieren und Dir im Anschluss schnellstmöglich bei einem Arzt eine Krankschreibung zu holen.
Rückwirkend krank schreiben lassen, das ist sehr hilfreich;)
Pius